Hintergrundwissen zum Intracor-Verfahren: Wie man Alterssichtigkeit inzwischen doch per Augenlaser korrigiert

Das Intracor-Verfahren ist eine Methode zur Verbesserung der Nahsicht bei Presbyopie, der Alterssichtigkeit. Bei Presbyopie handelt es sich um die, ab dem 40. bis 50. Lebensjahr auftretende Alters-Weitsichtigkeit, die altersbedingte Schwächung der Nahsicht. Sie macht sich bemerkbar, wenn beispielsweise kleingedruckte Schrift und Zahlen nicht mehr lesbar sind. Zur Therapie wird in der Regel eine Lesebrille eingesetzt, die von den Patienten allerdings oft als lästig und unbequem empfunden wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Patient noch von einer weiteren Sehschwäche, wie Kurz-, Weit- oder Stabsichtigkeit betroffen ist. Dann werden zwei Brillen benötigt, zum einen für die Ametropie („normale“ Fehlsichtigkeit“), zum anderen für die Presbyopie (Alterssichtigkeit). Abhilfe verschafft eine Gleitsichtbrille, die jedoch mit hohen Kosten verbunden ist.

Nachdem die Augenlaserchirurgie zunächst keine Möglichkeiten zur Korrektur von Presbyopie mittels Laser sah, werden seit 2009/2011 zwei äußerst effiziente Augenlaserverfahren eingesetzt, Intracor und Supracor. Diese beiden Verfahren haben seit Ihrer Zulassung in Deutschland hervorragende Erlebnisse gezeigt, Langzeitstudien sind allerdings noch nicht vorhanden. Um das Intracor-Verfahren und seine Einordnung in die sonstige Methodenwelt des Augenlaserns zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen.

Intracor Augenlaser-Operation - Infoflyer (www.intracor.net/dasat/images/4/100664-broschuere-intracor.pdf)
Wirkung einer Intracor Augenlaser-Operation – Infoflyer vom Laserhersteller Technolas Perfect Vision (www.intracor.net/dasat/images/4/100664-broschuere-intracor.pdf)

Fehlsichtigkeiten niederer Ordnung beim Auge – Ametropien

Fehlsichtigkeiten niederer Ordnung (Ametropien) beim Auge, wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Stabsichtigkeit (Astigmatismus) oder Weitsichtigkeit (Hyperopie) kommen bei einem Großteil der Menschen zum Tragen. Es handelt sich dabei nicht um krankhafte Erscheinungen, sondern um Sehschwächen, die mit einer fehlerhaften Brechung des eintreffenden Lichtstrahls in der Hornhaut einhergehen. Bei Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit wird dies durch die Länge des Augapfels oder durch eine zu starke beziehungsweise zu schwache Brechkraft der beteiligten optischen Bestandteile bewirkt. Bei Stabsichtigkeit handelt es sich um eine ungleichmäßig rund oder oval geformte Hornhaut. Die drei Ametropien werden bereits seit etwa 15 bis 20 Jahren durch die Augenlaserchirurgie erfolgreich korrigiert. Dabei zielt eine Korrektur darauf ab, die Brechungskraft der Hornhaut zu verändern und damit eine symptomatische Behebung der Sehschwäche zu bewirken, wenn keine ursächliche Therapie möglich ist (beispielsweise bei einem zu kurzem Augapfel).

Refraktive Chirurgie bei Ametropien – LASIK, LASEK und PRK

Die moderne Refraktive Chirurgie ist ein Teilbereich der Augenchirurgie, die, seit etwa 1987 mit Lasertechnologie arbeitet. Die Gesamtbrechkraft des Auges wird dabei so verändert, dass Ametropien korrigiert werden können. Der eingesetzte Excimerlaser ist ein Kaltlichtgaslaser im ultravioletten Bereich, der feinste Spuren von Gewebe einfach verdampfen kann. Gearbeitet wird direkt an der Hornhaut, der Cornea, derzeit hauptsächlich mit den Verfahren LASIK, LASEK oder PRK.

Bei der PRK (Photorefraktive Keratektomie) entfernt man das Deckepithel der Hornhaut mit einem medizinischen Schabeinstrument, bei der LASEK (Laser-epitheliale-Keratomileusis) benutzt man eine alkoholische Lösung dazu. Dann arbeitet der Laser direkt an der freigelegten Hornhaut. Er ist in der Lage anhand bestimmter Daten aus der Voruntersuchung des Patienten, das Abtragsprofil (Ablationsprofil) zu berechnen. Nach diesem Profil nimmt er dann den Abtrag winziger Mengen von Hornhautgewebe selbstständig vor. Bei der LASIK, dem derzeit am häufigsten eingesetzten Verfahren, eröffnet man zuerst die Hornhaut durch einen seitlichen Einschnitt in die mittleren Schichten, mithilfe eines Mikrokeratoms, einem sehr feinen Skalpell. Dann klappt man die entstandene Lamelle zurück und der Laser nimmt den Abtrag der Hornhaut vor. Anschließend wird die Lamelle zurückgelegt und verschließt sich zunächst durch die Adhäsion auf dem Auge.

Vor- und Nachteile von PRK, LASEK und LASIK

Die beschriebenen Verfahren haben ihre speziellen Vorzüge und Nachteile, die nach Einzelfall gewichtet werden sollten. PRK und LASEK arbeiten direkt an der Hornhautoberfläche, wodurch es zu Schmerzen und Narbenbildung kommen kann. Eine erhöhte Blendesensibilität kann die Folge von Narben sein, wodurch Lichtquellen, besonders bei Dunkelheit verzerrt wahrgenommen werden und blenden. Der Vorteil ist, dass es zu keinem Hornhauteinschnitt kommt, wodurch das Auge entlastet wird. Bei der LASIK kommt es durch den Einsatz im tieferen Hornhautgewebe weder zu Schmerzen noch zu Narbenbildung im Bereich der Sicht. Der Einschnitt kann jedoch zu einer Destabilisierung der Hornhaut führen, was im schlimmsten Fall eine Vorwölbung der Hornhaut bewirkt, es kommt dann zu einem Keratokonus. Blendesensibilität kann auch zu den Nebenwirkungen der LASIK gehören.

Femtosekunden-Laser: Sanfte Schnittführung für die (Femto-)Lasik und Grundlage der Intracor-Behandlung

Inzwischen wird neben dem Excimerlaser ein weiteres Lasergerät, der Femtosekunden-Laser bei der Refraktiven Chirurgie zum Einsatz gebracht. Der Femtosekundenlaser arbeitet im Infrarotbereich und besitzt die Fähigkeit, Gewebe in der Tiefe berührungslos, ohne Wärmeentwicklung mit ultrafeinen Impulsen zu trennen. Es verbleiben weder Schnittverletzungen noch bilden sich erhebliche Narben. Diesen Laser verwendet man bei der sogenannten Femto-LASIK, der Hornhaut(flap)schnitt wird dann ohne Klinge durchgeführt, statt des Mikrokeratoms setzt man den Femtosekunden-Laser ein. Insgesamt konnte dadurch in Studien eine Verminderung der Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen bei der LASIK festgestellt werden.

VIDEO: Die Animation erläutert die Wirkungsweise eines Femtosekundenlasern bei einer normalen „Femto-Lasik“ (die Animation bezieht sich noch nicht auf die Intracor-Methode an sich, erklärt aber die Wirkweise des Femtolaserns, der bei Intracor zum Einsatz kommt), www.youtube.com/watch?v=smB06rW8rXA

Der Femtolaser im Rahmen von Intracor bei Presbyopie / Altersweitsichtigkeit

Die guten Eigenschaften des Femtosekunden-Lasers wurden im Verlauf durch die Forschung für den Bereich der Presbyopie-Korrektur nutzbar gemacht. Beim Intracor-Verfahren sendet der Femtosekunden-Laser feinste Impulse in die tieferen Schichten der Hornhaut und formiert mehrere konzentrische Ringe in das Gewebe. Dabei entsteht keine offene Verletzung, es kommt lediglich zu einer berührungsfreien Umformung der Hornhaut in der Tiefe, die eine veränderte Brechkraft zur Folge hat. Im Ergebnis die Behandlung zur Korrektur der Presbyopie führen, sodass eine Lesebrille für die Nahsicht im besten Fall nicht mehr notwendig oder zumindest mit verringerten Werten zu tragen ist. Das derzeit eingesetzte Augenlasergerät für die Intracor-Therapie ist der FemTec Femtosekunden-Laser der Firma Technolas Perfect Vision.

Intracor: Infos und Augenlaser-Behandlungen in der Uniklinik Heidelberg (Screenshot http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/INTRACOR.126698.0.html am 04.02.2013)
Intracor: Infos und Augenlaser-Behandlungen in der Uniklinik Heidelberg (Screenshot http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/INTRACOR.126698.0.html am 04.02.2013)

Voraussetzungen für die Durchführung des Intracor-Verfahrens

Der Personenkreis, welcher für die Durchführung des Intracor-Verfahrens infrage kommt, ist allerdings derzeit noch begrenzt. Grundsätzlich sollte der Patient gesund sein und nicht von Augenerkrankungen betroffen sein. Neben der Presbyopie sollten keine anderen Fehlsichtigkeiten, wie Kurzsichtigkeit oder Stabsichtigkeit bestehen, eine zusätzliche, nicht altersbedingte Weitsichtigkeit (Hyperopie) von +0,5 bis +1,0 kann von Vorteil sein. Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen, die in der Literatur zu finden sind. Im Allgemeinen werden beide Augen behandelt, in einigen Fällen spricht man aber auch nur von der Behandlung eines Auges. Der Facharzt muss den Patienten eingehend untersuchen und befragen, um über die Eignung eines Patienten entscheiden zu können.

Vorteile des Intracor-Verfahrens

Im Gegensatz zu PRK, LASEK oder LASIK entsteht bei der Intracor-Therapie keinerlei Eröffnung der Hornhaut, die Laserimpulse werden ohne Berührung direkt in die tieferen Hornhautschichten gelenkt. Die dadurch erzielte Veränderung der Brechkraft der Hornhaut ist minimal, die Behandlung ist aber dennoch sehr erfolgreich. Weder Narbenbildung noch Schmerzen sind mit dem Intracor-Verfahren verbunden. Eine leichte Blendesensibilität kann direkt nach der Behandlung auftreten, legt sich aber meist nach wenigen Tagen oder Wochen. Langzeitbeobachtungen liegen derzeit noch nicht vor, wir fanden bei unseren Recherchen aber bisher keine Hinweise auf Veränderung der Operationsergebnisse nach dem Eingriff.

Intracor-Alternative beziehungsweise Erweiterung: Das Supracor-Verfahren – Ausblick auf die weitere Entwicklung

Eine Weiterentwicklung der Intracor-Behandlung stellt das Supracor-Verfahren dar, bei welchem Presbyopie und Hyperopie erfolgreich in einem Eingriff gelasert werden. In der Zukunft erhofft sich die Refraktive Chirurgie die gemeinsame Behandlung von Presbyopie und den Ametropien in einem Verfahren. Eine kurze Zusammenfassung des Themas findet sich unter www.augenklinik-duisburg.de/de/home/op-verfahren/refraktive-chirurgie/.

VIDEO: Einfache Visualisierung der Intracor-Methode; kein perfektes Video, aber im Moment gibt es nur sehr wenig Animierungen / Videos zu dem noch jungen Verfahren
(www.youtube.com/watch?v=p-ngNi-rZuc)

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Stand der Informationen: Februar 2013